𝓓𝓲𝓸𝓷 𝓕𝓸𝓻𝓽𝓾𝓷𝓮
Dion Fortune war eine einflussreiche, britische Zeremonialmagierin, Okkultistin und Buchautorin. Dabei war sie stets offen und wandlungsfähig und hat damit ihre und nachfolgende Generationen auf verschiedene Arten beeinflusst. Sie selbst bezeichnete ihre Arbeit als ein Seil aus drei Strängen. Der eine ist die hermetische Philosophie (das heute als Gesetz der Anziehung bekannte Manifestationstheorem ist Teil davon). Der zweite Strang findet sich im christlichen Mystizismus, der tief mit Avalon verbunden ist und der dritte Strang ist das was sie den grünen Strang nannte und der sie mit uns Hexen verbindet. Fortune hatte eine tiefe Verbundenheit zu Elementar- und Naturenergien mit ihren Kraftlinien und heiligen Orten, was sich auch in ihrer Verbundenheit zu Glastonbury zeigt. Wer ist nun diese vielseitige Frau, die mit Crowley und Regardie korrespondierte, eng mit den zeitgenössischen Geheimorden verbunden war, sogar selbst einen gründete? Die Starhawk und Marion Zimmer Bradley inspirierte und die es schaffte Zeremonialmagie und heidnische Traditionen zu verschmelzen? Ich versuche den Schleier ein wenig lüften.
𝓥𝓸𝓷 𝓥𝓲𝓸𝓵𝓮𝓽 𝓜𝓪𝓻𝔂 𝓕𝓲𝓻𝓽𝓱 𝔃𝓾 𝓓𝓲𝓸𝓷 𝓕𝓸𝓻𝓽𝓾𝓷𝓮

Dion Fortune wurde am 06.12.1890 als Violet Mary Firth in Wales (Llandudno) geboren. Viel ist über ihre Kindheit nicht bekannt. Ihre Eltern gehörten der Mittelschicht an und hatten Interesse an christlicher Wissenschaft, den Firth nicht mit ihnen teilte. Ihr Leben veränderte sich 1913. Firth studierte zu der Zeit Gartenbau in Studley als sie einen magischen Angriff (nach ihrer Interpretation) durch die Rektorin des Colleges erfuhr. Ein Streit über Fundraising führte zu einer stundenlangen aggressiven Hypnose, die man auch als Gehirnwäsche bezeichnen kann. Firth bekam einen Nervenzusammenbruch unter dem sie 3 Jahre litt. In der Zeit ihrer Genesung fing sie an sich mit Psychotherapie und Psychologie zu beschäftigen.
Sie verliess den Gartenbau und fing an in London zu studieren. Während ihres Psychologie Studiums wurde sie Teil eines experimentellen Projektes, welches Nervenerkrankungen auf medizinischer und psychologischer Ebene untersuchte und behandelte. Im Rahmen des Projektes sollte auch Wissen über mentale Hygiene vermittelt werden. Eine Art therapeutische Beratung entstand und Firth gab schon nach kurzer Zeit selbst Vorlesungen zum Thema. Ihre akkurate und ausgewogene Art sich auszudrücken fiel schon damals auf. 1914 erschien mit „The Machinery of the Mind“ eine Sammlung ihrer Vorlesungen in Buchform.
Firth war nicht glücklich mit dem eingeschlagenen Weg, da ihr die Erfolge in den Behandlungen zu selten waren. Um 1916 traf sie auf Dr. Theodore Moriarty – einen Freimaurer, der mehrere Bücher zum Thema universelle Theosophie mit herausbrachte und dessen Lehren beispielsweise durch Madame Blavatsky beeinflusst waren. Beide lernten sich kennen, als Moriarty einen Exorzismus an einem traumatisierten Soldaten vollzog und ihn heilte. Firth war dabei und erkannte, dass es mehr als die konventionellen Wege und Wahrheiten gab. Sie gab ihre Studium auf und ging zunächst in die Woman’s Land Army um die Nahrungsmittelknappheit durch den 1. Weltkrieg mit Forschung zu lindern. Mit „The Soya Bean“ erschien ein weiteres Buch über ihre Arbeit. Parallel verschlang sie alles was sie an esoterischer Literatur in die Finger bekam, mit der ihr eigenen Skepsis. Sie wurde eine persönliche Schülerin Moriartys. Als Moriarty 1919 den Freimaurer Zweig Christian Mystic Lodge of the Theosophical Society gründete, war Firth Gründungsmitglied. Kurz darauf trat sie auch in den Alpha et Omega Tempel ein, dem offiziellen Nachfolgeorden des ursprünglichen Golden Dawn, der zu der Zeit von Brodie Innes und Moina McGregor Mathers geleitet wurde. Ihr Ordensname wurde Dion Fortune, nach einem alten Familienmotto „Deo non Fortuna – Gott nicht das Glück„.
![]()
1921 begann Fortune mit Trance-Meditation zu experimentieren. In Glastonbury nahm sie, zusammen mit Frederick Bligh Bond (Societas Rosicruciana in Anglia), bei einer Meditation Kontakt zu Geistwesen wahr, die sich als „die Wächter von Avalon“ vorstellten. Dort wurde ihr mitgeteilt, dass der Standort einst eine alte Druidenschule beherbergte. Ein Jahr später ging sie nach Glastonbury zurück und machte weitere Trancemeditationen. Sie nahm erneut Kontakt zu Geistwesen wie Sokrates wahr und beschrieb sie als aufgestiegene Meister. Fortunes Aufzeichnungen zufolge, diktierten ihr diese Meister den Text „kosmische Lehre“. Glastonbury liess sie Zeit Lebens nicht mehr los und wurde so etwas wie ihr örtlicher Lebenmittelpunkt.
1923 verstarb Moriarty und Fortune versuchte den Orden weiter zu führen, der jedoch zerfiel. Im Jahr darauf fanden sich Menschen um Fortune zusammen und begannen eigene Wege zu gehen. Es entstand der Orden Fraternitas of Inner Light. Sie gründeten zunächst einen Tempel in London, den sie um einen kleinen Obstgarten in Glastonbury erweiterten. Dieser wurde später zu Fortunes Chateau. Dort widmete sie sich weiter den Trancemeditationen und veröffentlichte eine Reihe von Artikeln in der Fachzeitschrift The Occult Review. Es kam zum Bruch mit dem Golden Dawn, da Moina Mathers die Aktivitäten und Veröffentlichungen als Geheimnisverrat ansah. Zur Stella Matutina (einem anderen Nachfolgeorden des Golden Dawn) unterhielt Fortune weiter freundschaftliche Verbindungen und setzte dort ihre Ausbildung fort. Es folgten weitere Streitigkeiten innerhalb der theosophischen Kreise, die Fortune daraufhin auch verließ. Die Fraternitas existiert heute immer noch als Society of Inner Light mit Sitz in England. Sie finanziert sich aus Vorträgen und Veröffentlichungen und fördert selbst ähnliche Institutionen.
1927 heiratete Fortune den walisischen Arzt Tom Evans und begann sich mehr mit alternativer Medizin zu beschäftigen, die sie channelte. In der Anfangszeit wollten beide eine Klinik eröffnen um esoterische und konventionelle Methoden gemeinsam in Behandlungen zu verwenden. Die Idee scheiterte, da Fortune schon genug Mühe hatte, die Fraternitas zwischen London und Glastonbury zeitgleich zu betreiben und auch Evans sehr ausgelastet war. Fortune schrieb Artikel die unter „Principles of Esoteric Healing“ veröffentlicht wurden. Parallel begann sie ihren ersten Roman zu schreiben, da sie durch das Schweigegelübde einige Dinge nicht weitergeben dufte, aber wollte. 1930 erschien ihr Buch „Psychic Self-Defense“ welches Aufmerksamkeit und Aufsehen erregte, da es sich um ein Werk über psychische und energetische Selbstverteidigung handelte.
Ostara 1930 gab Fortune bekannt, dass sie sich aus der Öffentlichkeit zurück ziehen wollte um sich ihren Studien zu widmen. Ihrer Ehe zerbrach 1933 kinderlos. Fortune begann sich mehr und mehr für heidnische Rituale zu interessieren und führte ua den Isis-Ritus und den Pan-Ritus durch, die sie teilweise auch als Art Theatervorstellungen veranstaltete. Einige der von ihr dazu veröffentlichten Artikel liegen als Bücher vor. Parallel schrieb sie in den folgenden Jahren einige Artikel für die Fraternitas of Inner Light, die später gesammelt als „die mystische Kabbala“ veröffentlicht wurden. Dieses Werk wurde eines der prägnantesten Werke der Autorin und zum Thema. Es folgte die drei Romane „The Widget Bull“, „The Goat God“ und „Die Seepriesterin“, die jedoch keine normalen Romane waren. Sie illustrierten die unteren 3 Sephira der mittleren Säule des Lebensbaums und sind eng mit den Ritualen der Isis und des Pan verbunden (Erläuterung/Erklärung: siehe weiter unten, unter Einfluss und Der Gott Pan, der geflügelte Stier, die Seepriesterin & Mondmagie).

Der zweite Weltkrieg setze auch der Fraternitas stark zu. Fortune widmete sich der Stärkung der Verteidigung des Landes, litt aber, wie viele an Papiermangel, Beschuss des Hauptquartiers und mit den Mitgliedern der Fraternitas an der Front. Sie setzte Schriften auf, wie man die Truppen magisch unterstützen kann, was ihr viel Kritik einbrachte, da man die Einmischung ungern sah. Sie begann Pläne für die Zeit nach dem Krieg zu sammeln. Der Hauptplan war: die Okkultisten Europas zusammen zu bringen um ihr Wissen zu bündeln. Sie begann jahrelang darüber zu diskutieren, hielt Treffen ab, schrieb Artikel, kontaktierte Gruppen und Verleger. Sie versuchte auch per Trancemeditation Kontakt zu den Meistern aufzunehmen, die ihrer Ansicht nach damals die Gründung des ursprünglichen Golden Dawn mit beeinflussten. Sie widmete sich dem, was sie als Artusformel channelte und strukturierte die Fraternitas of Inner Light entsprechend um.
Zeitgleich beschäftigte sie sich mehr und mehr mit den alten Legenden und Ritualen und vertiefte dieses Wissen mit Bernard Bromage. Beide veranstalteten seit 1937 verschiedene Diskussionsabende mit interessanten Menschen. Besonders die griechischen Mysterienriten hatten es Fortune angetan. Sie beschäftigte sich intensiv mit Göttinnen deren Sphäre die Erde ist, zb mit Persephone. Fortune studierte die unterschiedlichsten lokalen Göttinnen verschiedener Traditionen und verstand durch sie die Besonderheiten der örtlichen Begebenheiten und der Bevölkerung. Auf der anderen Seite lernte sie Dionysos verstehen, den sie als göttlichen Funken im Menschen verstand (etwas was – meiner Ansicht nach – auch Crowley/Harris so sahen, da sie Dionysos im Tarot als Narren darstellten). Fortune nannte diese Arbeit in einer Reihe von Artikeln die „Wiederentdeckung und praktische Anwendung der verlorenen Geheimnisse des Westens“.
Fortune erkrankte 1945 an Leukämie und starb 1946 nach einer kurzen Zeit in einer Klinik in London. Sie wurde zurück nach Glastonbury überführt, wo sie im Rahmen einer Beerdigung der St. John’s Church, beigesetzt wurde. Posthum erschienen die Werke „The Cosmic Doctrine“ und „Moon Magic“ durch ein langes Mitglied der Fraternitas namens Gareth Knight.
„Ein Glaube, der nicht durch das zeitgenössische Gedankengut beeinflusst wird, ist ein toter Glaube – Dion Fortune“

𝓔𝓲𝓷𝓯𝓵𝓾𝓼𝓼
Der Golden Dawn, bzw Alpha et Omega, lehrte sie die Grundlagen der hermetischen Kabbala. Fortune vertiefte die Studien immer weiter und ließ sie in ihre Arbeit einfliessen. Sie bezieht sich oft auf den Baum und erschuf nach dem System eine Bücherreihe. Fortune pflegte zeitlebens einen vielseitigen und intensiven Austausch mit Gleichgesinnten, was ebenfalls in ihre (und die Arbeit der anderen) einfloss. Unter anderem schrieb sie mit Aleister Crowley (jedoch nur eingeschränkt, da beide durchaus verschieden waren) und Israel Regardie, dem sie verhalf eine Mitgliedschaft in der Stella Matutina (Golden Dawn Nachfolgeorden) zu bekommen. Im Rahmen ihrer Psychotherapiestudien und ihres Psychologiestudiums interessierte sich Fortune für die Lehren von Adler und Freud, fand dann aber zu Jung. Besonders seine Werke über Archetypen und das kollektive Unbewusste beeinflusste sie stark. Moriarty übte mit seinen Erzählungen von Atlantis und seinen theosophischen Lehren ebenfalls viel Einfluss auf Fortune aus. Durch ihn begann sie sich mit medialen Fähigkeiten auseinander zu setzen, wenngleich sie später eigene Wege ging. Als Ort hatten Glastonbury bzw. Avalon großen Einfluss auf Fortune. Er ist als Ort bekannt, an dem sich Mythen und Legenden treffen. Fortune beschrieb den Ursprung ihrer Werke als Wissen von Meistern der inneren Ebene, die sie zum ersten Mal in Glastonbury spürte. Als sie im zweiten Weltkrieg Bernard Bromage kennen lernte, flossen die Einflüsse tandrischer Hindutexte und Legenden der griechischen Mythologie in ihre Arbeit. Vor allem Bromages Studien über den Dionysoskult mit all seinen Mänaden und Sartyren sowie Orpheus magische Musik verstand Fortune als Hingabe an das große Werk.
Fortune selbst beeinflusste zahlreiche Menschen durch ihre Werke. Sie schaffte es zeremonielle Magie und heidnische Religion zu verbinden. Fortune publizierte göttinnenzentrierte Schriften und beschrieb – meines Wissens – als erste, dass alle Göttinnen die Manifestation eine Göttin sind und alle Götter die Manifestation eines Gottes. Ihre Denken und ihr Einfluss finden sich in den Lehren Starhawks wieder (The Spiral Dance). Die Wicca Hohepriesterin Vivianne Crowley, eine der wenigen Hexen die in alexandrinischer und gardnerianischen Tradition eingeweiht sind, beschrieb Fortune einmal als „Proto-Heidin“. Die von ihr gegründete Fraternitas – später Society – of Inner Light führten schon früh Rituale durch, die nicht patriarchalisch sondern ausgeglichen und im Gleichgewicht waren. Ganz ähnlich den jahreszeitlichen Riten und mystischen großen Ritualen. Fortune beeinflusste auch Marion Zimmer Bradley zu den Avalonromanen, sowie Bradleys Ordenskollegin Diana L. Paxson. Dadurch ist ihr Einfluss auf Hexen bis heute ungebrochen, wenn auch meistens indirekt durch Bradley, Starhaw und dem Wissen welches in Zirkeln und Coven gelehrt wird. Auch innerhalb der Nachfolgeorden des Golden Dawn lebt ihr Wissen weiter.
„Es gibt Anzeichen dafür, dass wir bald erkennen werden, dass der Geist die Form erschafft – Dion Fortune“
𝓖𝓵𝓪𝓼𝓽𝓸𝓷𝓫𝓾𝓻𝔂 – 𝓐𝓿𝓪𝓵𝓸𝓷 𝓸𝓯 𝓽𝓱𝓮 𝓗𝓮𝓪𝓻𝓽

1934 stellte Fortune eine Reihe über Glastonbury für die Fraternitas zusammen, die unter dem Titel „Avalon of the Heart“ veröffentlicht wurde. Es ist kein normaler Reiseführer. Eher einer zwischen den Zeiten und Welten. In Avalon begegnen sich die Traditionen der Briten und der Christen, wobei die britische fast vollständig von der christlichen ausgelöscht wurde. Fortune nimmt den Lesenden mit auf die Reise vor der Christianisierung und rekonstruiert die alten Kultstätten. Sie beschreibt Chalice Hill, die Wohnstädte Morgan le Fays, hab Mensch halb Fee, Halbschwester Arthus‘ und Schülerin des Merlin. Fortune nimmt den Lesenden mit zu Blood Spring, einer Merlin geweihte alte Kultstädte, mit ihrer Quelle aus blutfarbenem, da stark eisenhaltigem, Wasser, die schon lange vor den Mönchen existierte. Avalon hat zwei Seiten. Der christlich heilige Boden und der wilde heidnische Hügel über ihm. Beide sind in der Artussage eng miteinander verflochten. So wie es mit Glastonbury seinen christlichen und mit Avalon seinen keltisch mystischen Namen hat und doch den selben Ort meint.
Fortune geht detaillierter auf Avalon ein und erzählt die Legende des Kelches – aus dem Christus beim letzten Abendmal trank und in dem die Tropfen seines Blutes aufgefangen wurden und die Legende des Schwertes Excalibur, sowie die dahinter liegenden Mysterien. Sie beschreibt auch den Ort Avalon, lange vor der Christianisierung. Damals noch eine Insel. Sitz zweiter Klöster, da Frauen und Männer getrennt voneinander untergebracht waren. Während Fortune einen Streifzug durch die Gegend macht und das Tor, die Quelle, den Hügel, Kloster, Abtei, Kirchen und Umgebungen beschreibt, erzählt sie ihre Gesichte und erweckt sie zu neuem Leben. Fortune beschreibt in ihren Texten auch eine mögliche Verbindung zu Atlantis und schliesst die Reihe mit ihren Visionen ab. Dieses Werk erweckt die alten Legenden zu neuem Leben.
„Wir, die wir lieben, können lauschen, und Avalon spricht – Dion Fortune“
𝓓𝓲𝓮 𝓶𝔂𝓼𝓽𝓲𝓼𝓬𝓱𝓮 𝓚𝓪𝓫𝓫𝓪𝓵𝓪
Die mystische Kabbala wurde zwischen 1930 und 1934 als monatliche Reihe im Magazin der Fraternitas von Dion Fortune veröffentlicht. 1935 wurden sie gesammelt als Buch verlegt, was einen Meilenstein und Wendepunkt darstellte. Die mystische Kabbala verbindet das urjüdischen Wissen der einzelnen Sephira mit westlichen sowie östlichen Lehren und dem christlichen Glauben. Fortune liess dabei auch ihre eigenen Visionen und Erkenntnisse einfliessen und synkretisierte sie mit ihrer klaren und stringenten Art. Das Buch gilt noch heute als Klassiker der zig mal aufgelegt wurde. Basis der mystischen Kabbala sind neben den Lehren des Golden Dawn auch Mathers Kabbalah Unveiled und Korrespondenzen (im Sinne von Zuordnungslisten) Aleister Crowleys, die er im Rahmen seiner Ordenstätigkeiten im GD anfertigte.
Fortune beschreibt in ihrem Buch die Ursprünge der Kabbala, sowie die Zuflüssen im Laufe der Zeit, welche das Wissen und Bild vervollständigten. Sie beschreibt leicht verständlich die Strukturen der Glyphe Otz Chiim, dem Baum des Lebens, der die Grundlage von Astrologie, Tarot und westlicher Magie bildet. Fortune nimmt den Lesenden mit auf die verbindenden Pfad und macht bei jeder Sephira Halt um sie von verschiedenen Ebenen zu beleuchten. Dabei geht sie auf die Zuordnungen in Makro- und Mikrokosmos ein und beschreibt die Sephira detailiert. Nicht nur isoliert, sondern auch in ihrer Funktion als Bindeglied zwischen Pfaden und Säulen – als einzelnes Puzzelstückchen mit seinen aktiven und passiven Einflüssen im Gesamtsystems. Sie arbeitete dabei auch die Göttinnen und Gottaspekte der Sephiroth aus, was sie in ihren späteren Arbeiten aufnahm und weiter vertiefte.
Die mystische Kabbala ist keine leichte Zwischendurchlektüre, was in der Natur der Dinge liegt. Die Kabbala ist zunächst ein sehr theoretisches und teilweise nicht zu verstehendes Abbild der Welt/en, welches zwangsweise an die Grenzen des menschlichen Geistes geht, da es die Dualität auflöst und weit hinter deren Ursprünge blickt. Dieses Werk gilt jedoch als eines der leichtesten und trotzdem tiefgehensten Werke. Fortune selbst veröffentlichte diese Schriften, da sie die Notwendigkeit sah, Menschen diese/n Symbolschlüssel zur Verfügung zu stellen, damit sie sich systematisch und ausgewogen weiter entwickeln können, während sie noch gewohnt sind, auf der Ebene der Form zu operieren.
Für Fortune selbst markierte dieses Buch einen Wendepunkt. Zuvor hatte sie sich primär auf die Mittel der Psychologie bezogen, was sich durch ihre früheren Werke zog wie ein roter Faden. In der mystischen Kabbala verliess sie diese Pfade und erklärte die Psychologie mit ihrem mittlerweile tiefen Wissen über Okkultismus. Seit diesem Werk liess sie mehr und mehr Götter und Göttinnenaspekte in ihre Rituale und Arbeiten fliessen und begann so auch Heiden und Hexen zu inspirieren.
„Kurz gesagt ist der Baum des Lebens ein Kompendium aus Wissenschaft, Psychologie, Philosophie und Theologie. – Dion Fortune“
𝓓𝓮𝓻 𝓖𝓸𝓽𝓽 𝓟𝓪𝓷, 𝓭𝓮𝓻 𝓰𝓮𝓯𝓵𝓾̈𝓰𝓮𝓵𝓽𝓮 𝓢𝓽𝓲𝓮𝓻, 𝓭𝓲𝓮 𝓢𝓮𝓮𝓹𝓻𝓲𝓮𝓼𝓽𝓮𝓻𝓲𝓷 & 𝓜𝓸𝓷𝓭𝓶𝓪𝓰𝓲𝓮
Fortunes Romane sind keine Fantasyromane. Auf Amazon laß ich den Begriff Mystic Fantasy, was es auch nicht trifft. Man kann sie auch nicht als Unterhaltungslektüre bezeichnen. Sie sind schwer zu klassifizieren und auf ihre Art einzigartig, indem sie Legenden und Mysterien zu Geschichten verweben. Die Romane sind stark vom Isis-Ritus und dem Pan-Ritus beeinflusst. Beide Rituale beschäftigen sich mit den (sich primär im sexuellen zeigenden) Polaritäten, wobei der Pan Ritus von Crowleys Riten von Eleusis inspiriert wurde und der Isis Ritus von Mathers (zitiertem) Ritus der Isis. So wie ich es verstehe, bewirken beide Rituale grob gefasst das selbe, gehen aber von unterschiedlichen Seiten an die Sache heran, einmal von der Seite der Hohepriesterin, einmal von der Seite des Hohepriesters. Das Ziel scheint zu sein, die Seele des Menschen zu bereinigen und näher an ihren Ursprung zu führen. Die Romane greifen diese Themen auf unterschiedlichen Ebenen auf (Sephiroth Tiphareth, Malkuth und Yesod, laut Knight).
In der Gott Pan erlebt Hugh seine Transformation, der als gelangweilter Witwer durch ein Unglück zum Gott Pan findet und alsbald ein kleines Kloster eröffnen möchte um den alten Göttern zu dienen. Er findet seine Wurzeln in seinen vergangenen Leben und erlebt wie sich die Schleier seines Geistes mit jedem Kapitel mehr und mehr lüften. So wie sich das wahre Wesen von Pan mehr und mehr zeigt.
Der geflügelte Stier handelt von Ted, der in einem Moment größter Verzweiflung den geflügelten Stier, einen altbabylonischen Gott, anruft. Kurz darauf findet sich Ted in einem Chaos aus Ereignissen wieder, die sein Leben auf den Kopf stellen und mit Magie und spiritueller Entwicklung füllen. Seine Wege führen durch dunkle Praktiken, Sexualität bis hin zur Auflösung und Erlösung durch Hingabe und Liebe.
Die Seepriesterin ist ein Roman über Morgan Le Fay, der stark Bradleys Avalonbände beeinflusste. Er taucht tief in die Mysterien ein und beschreibt sie als wellenförmiges Wechselbad der Gefühle die ein Junggeselle namens Wilfried zur Zeit vor dem ersten Weltkrieg durchlebt. Er trifft auf Vivien le Fay Morgan und erfährt durch sie die Magie des Mondes, des Wassers und dem Spiel der gegenpoligen Kräften zwischen Anziehung und Abstoßung, Weiblich und Männlichen, (Wieder-)Geburt und Tod. Le Fay nimmt ihn mit durch die Legenden von Atlantis und in die Zeit der alten Kelten. Sie führt ihn zurück durch seine eigenen Inkarnationen. Man durchlebt aus Wilfrieds Sicht seine Transformation und die Entwicklung ihrer Beziehung.
Mondmagie ist ein (in sich abgeschlossener) Fortsetzungsroman der Seepriesterin, le Fay sich als Ur-weibliche Lilith reinkarniert und den Lesenden tiefer in die Geheimnisse der Mondmagie mitnimmt. Lilith versteht sich als Priesterin der großen Göttin Isis und bestimmt Malcom als ihren Priester, einen lebensmüden und exzentrischen Neurochirurgen. Fortune unternahm mehrere Anläufe für den Roman, verwarf sie aber immer wieder. Dann war es für sie, als ob Lilith/Morgan selbst anfing ihre Geschichte zu erzählen. Es entstand ein Roman, der von Fortune als „keine Unterhaltungsliteratur“ gekennzeichnetet wurde. Der Lesende finde sich in einem Wechselspiel aus Anima und Animus wieder (nach Jung, so wie ich verstehe: der weiblich Archetyp in der Seele/dem Unterbewussten eines Mannes und der männlichen Archetyp in der Seele/dem Unterbewussten eine Frau). Mondpriesterin hat auch stark tandrische Einflüsse. Die Geschichte greift die Ereignisse aus Seepriesterin auf und vertieft sie.
„Alle Göttinnen sind eine Göttin und alle Götter sind ein Gott – Dion Fortune“
𝓢𝓬𝓱𝓵𝓾𝓼𝓼𝔀𝓸𝓻𝓽
Ich könnte soviel mehr über Dion Fortune schreiben – und hätte trotzdem nicht das Gefühl ihr gerecht zu werden. Sie hat so viele verschiedene spannende Aspekte magischer Arbeit aufgegriffen und vertieft, wie wenig andere vor und nach ihr. Mir ist Dion Fortune zum ersten mal mit etwa 20 Jahren begegnet. Ich war damals regelmässig in einem kleinen Laden in Stuttgart, der sich versteckt in einer kleinen Sackgassen-Unterführung befand. Die sogenannte esoterische Quelle war meine Zuflucht, inmitten Bücher, sanfter Räucherungen, Kristallen und einer unbeschreiblichen Ruhe, das nur hin und wieder vom sanften Klingeln eines Windspiel oder einem leisen Gespräch unterbrochen wurde, durft ich in aller Ruhe Bücher ansehen und in mich rein fühlen.
Dort fand ich eines Tages die mystische Kabbala und wäre fast an ihr vorbei gegangen. Doch das Symbol auf dem Cover (Nechusthan auf dem Baum des Lebens) liess mich nicht los und löste etwas in mir aus. Ich kaufte das Buch und habe viel zu schnell viel zu intensiv in ihm gelesen. Mein Kopf war überfordert und machte dicht. Ich musste es erstmal wieder auf die Seite legen. Es ist – aus meiner heutigen Sicht – kein Buch das man „einfach“ durchlesen sollte. Um ehrlich zu sein hab ich es bis heute nicht komplett durch gelesen. Es ist viel Wissen, dass Kaskaden an Assoziationen und Erkenntnissen hervorruft. Auf eine sanfte und verständige Art. Es vervollständigt die innere Landkarte. Ich nahm es im Laufe der letzten drei Jahrzehnte immer wieder zur Hand und lerne immer wieder neues dazu. Zwischenzeitlich habe ich einige Bücher zum Thema gelesen. Keines ist wie Fortunes, das mein erster (bewusster) Kontakt zur Kabbala war. Fortunes Sichtweisen resonieren in mir. Sie war es auch maßgeblich die mich dazu bewegte meine Mitgliedschaft beim Berliner Ableger des HoDG zu beantragen (zusammen mit Regardie, aber primär war es Fortune). Dies geschah wegen der Kabbala und weil ich der Ansicht bin, dass man Studien idealerweise in einer Gemeinschaft statt im stillen Kämmerlein machen sollte. Wie auch Fortune sah ich nie einen Widerspruch in den alten Pfaden und der Zeremonialmagie. Eher etwas sich Ergänzendes, wie zwei Poole der selben Sache.
Später laß ich auch ihre Romane und fühlte die selbe Verbundenheit. Erst recht als ich feststellte, dass sich Bradley von ihr inspirieren ließ um ihre einzigartigen Avalonwerke zu verfassen, die leider mittlerweile kritisch zu betrachten sind.
Ich wäre nicht der Mensch der ich heute bin, wenn ich damals nicht die mystische Kabbala gefunden hätte. Fortune hat Wahrheiten und Wege beleuchtet, die in mir verborgen im Dunkeln der Unwissenheit auf die Morgendämmerung warteten.
𝓦𝓮𝓻𝓴𝓮
1922 The Machinery of the Mind
1924 The Esoteric Philosophy of Love and Marriage
1925 The Psychology of the Servant Problem
1925 The Soya Bean
1927 The Demon Lover
1928 The Problem of Purity
1928 The Esoteric Orders and Their Work
1929 Sane Occultism
1930 Mystical Meditations on the Collects
1930 Psychic Self-Defense
1930 The Training and Work of an Initiate
1931 Spiritualism in the Light of Occult Science
1932 Through the Gates of Death
1934 Avalon of the Heart
1935 The Mystical Qabalah
1935 Practical Occultism in Daily Life
1935 The Winged Bull
1935 The Scarred Wrists
1935 Hunters of Humans
1936 Beloved of Ishmael
1936 The Goat-Foot God
1938 The Sea Priestess
1949 The Cosmic Doctrine
1957 Moon Magic
1962 Aspects of Occultism
1962 Applied Magic
1969 The Magical Battle of Britain: The War Letters of Dion Fortune (edited by Gareth Knight)
1999 Principles of Hermetic Philosophy (edited by Gareth Knight)
1997 An Introduction to Ritual Magic (with Gareth Knight)
𝓠𝓾𝓮𝓵𝓵𝓮𝓷
Gareth Kneight – Licht auf Dion Fortune, ISBN 3-937392-01-7 (1. Auflage) Seiten 10-15, 20-22, 25-26, 39, 65,
Dion Fortune – Die mystische Kabbala, ISBN 3-7626-0636-6 (4. Auflage) Seiten 11, 13, 209-211
Dion Fortune – Glastonbury, ISBN 3-442-12289-9 (1. Auflage) Seiten 22-31, 46
www.innerlight.org.uk/
www.mysteriouspeople.com/Dion_Fortune.htm
en.wikipedia.org/wiki/Dion_Fortune
www.goodreads.com/author/quotes/124006.Dion_Fortune
www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/0958923060111618
glitterandgods.wordpress.com/2019/05/14/rite-of-isis-adapted-from-dion-fortune-2019/
www.amazon.de/dp/3949496572?psc=1&ref=ppx_yo2ov_dt_b_product_details
www.amazon.de/gp/product/3949496327/ref=ppx_yo_dt_b_search_asin_title?ie=UTF8&psc=1
Bilder:
theosophy.wiki/en/Dion_Fortune
en.wikipedia.org/wiki/Dion_Fortune
blossombalance.de/blogs/wissen-zur-blume-des-lebens-co/baum-des-lebens-bedeutung
www.facebook.com/237032189647084/photos/pb.100077669470592.-2207520000/365285110155124/?type=3
eigene Bilder